Ziele der Ganztagsschule
Ganztagsschulen sollen erweiterte Bildungs- und Fördermöglichkeiten bieten und Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben, ihre besonderen Fähigkeiten durch ein umfangreiches Angebot an zusätzlichen Aktivitäten zu entdecken und zu entfalten. Ganztagsschulen stärken fachliche und soziale Kompetenzen bei Kindern und Jugendlichen und sollen den Bildungserfolg unabhängig von der sozialen Herkunft ermöglichen. Sie helfen Bildungsnachteile abzubauen, Chancengleichheit zu erreichen und Familie und Beruf besser miteinander zu vereinbaren. In der Ganztagsschule kann durch die Ausweitung der pädagogisch zu gestaltenden Zeit eine nachhaltige Lehr- und Lernkultur, sowie eine Verbesserung im Umgang mit Heterogenität und Vielfalt erreicht werden. Wichtig ist, dass die zusätzliche Zeit, die durch die Ganztagschule zur Verfügung steht, keine einfache Ausdehnung von reiner Unterrichtszeit ist, sondern ein Netz von Angeboten und Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten entsteht.
Der Ganztag an der Hermann-Tempel-Schule IGS Ihlow (HTS)
Die HTS ist aus einer kooperativen Gesamtschule hervorgegangen und ist nun eine integrierte, teilgebundene Ganztagsschule mit Nachmittagsunterricht am Dienstag und Donnerstag, sowie freiwilligen Angeboten am Montag.
Da die Schülerinnen und Schüler viel Zeit an ihrer Schule verbringen, ist es wichtig, dass sie diesen Ort nicht nur als Lern- sondern auch als Lebensraum wahrnehmen. Denn nur so können sie sich mit ihrer Schule identifizieren und sich wohlfühlen.
Es ist uns ein besonderes Anliegen, dass die Schülerinnen und Schüler sowohl Angebote zur Bewegung als auch der Entspannung wahrnehmen können, um an langen Schultagen genug Abwechslung zu erhalten und sich in den Schulstunden gut konzentrieren zu können.
Alle im Folgenden dargestellten Konzepte und Angebote dienen dem Ziel, die Schulzeit so abwechslungsreich und attraktiv wie möglich zu gestalten und dabei die verschiedenen Bedürfnisse der einzelnen Alterstufen zu berücksichtigen.
Jahrgangsflure
Die Jahrgänge sind auf dem Campus fest verortet. Jedes Jahr wandern die Klassen weiter. Vor allem in den Schuljahren 5 und 6 ist es wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler alle wichtigen Ansprechpersonen schnell erreichen können. Sie müssen sich erst an der neuen Schule zurechtfinden. Deshalb brauchen sie einen zentralen Ort auf dem Schulgelände.
Die Jahrgänge 5-7 befinden sich im G-Gebäude, Jahrgang 5 im Erdgeschoss, Jahrgang 6 im 1. Obergeschoss und Jahrgang 7 im Dachgeschoss.
Danach darf in das F-Gebäude umgezogen werden. Dort befinden sich neben dem Jahrgang 8 die Kunst- und Computerräume. Die Schülerinnen und Schüler dieses Jahrganges sind unter sich, was in diesem Alter aus pädagogischen Gründen Sinn macht. Gleichzeitig ist das F-Gebäude aber zentral auf dem Campus gelegen.
Jahrgang 9 und 10 befinden sich im D-Gebäude. Dieses ist am weitesten von der Verwaltung entfernt. Die Klassenräume befinden sich auf der dem Schulhof abgewandten Seite. Die älteren Schülerinnen und Schüler sind hier unter sich und haben für das Schreiben der Prüfungen mehr Ruhe als in den anderen Gebäuden.
In allen Jahrgangsfluren stehen zwei Differenzierungsräume zur Verfügung. Auch befindet sich in jedem Jahrgang eine Lehrerstation, so dass die Schülerinnen und Schüler einen kurzen Weg haben, wenn sie Hilfe benötigen.
Rhythmisierung
Um abwechslungsreiche Unterrichtsformen und auch kooperatives Lernen stärker in den Vordergrund zu stellen, findet der Unterricht an der HTS in 80 Minuten Blöcken statt. Im Gegensatz zum 45 Minuten Rhythmus bietet die längere Unterrichtsphase den Vorteil, dass die Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Sozialformen arbeiten und Arbeitsergebnisse präsentieren können, ohne unter großen Zeitdruck zu geraten. Zudem kann häufiger auf Unterrichtsmethoden zurückgegriffen werden, die das selbstständige Lernen fördern, denn in der Regel sind diese Unterrichtsformen zeitintensiver und werden daher in einem 45- Minuten Rhythmus oft vernachlässigt.
Für die Schülerinnen und Schüler hat dieser Zeitrhythmus den Vorteil, dass sie sich am Tag nur auf drei bis vier Unterrichtsfächer konzentrieren müssen und sich der Lehrerwechsel reduziert. Außerdem verringert sich die Anzahl der Bücher und Materialien, die sie pro Tag benötigen.
Lernzeit
Die HTS ist eine Schule ohne klassische Hausaufgaben. Stattdessen stehen von Montag bis Donnerstag eine 40-minütige und am Freitag zusätzlich eine 80-minütige Phase für selbstständiges und selbstorganisiertes Lernen zur Verfügung. Die Schülerinnen und Schüler erhalten für die Lernzeit Arbeitspläne, die an die jeweilige Unterrichtseinheit angepasst sind und Pflicht-, Wahl und Extraaufgaben enthalten. Durch die unterschiedlichen Aufgabenbereiche und Aufgabentypen kann in dieser Phase besonders auf die Heterogenität der Schülerschaft eingegangen werden.
Die Schülerinnen und Schüler sollen in dieser Zeit die Gelegenheit erhalten, ihre Lernprozesse mehr und mehr individuell zu planen und zu verantworten. Um dies zu fördern, werden die Aufgaben der Unterrichtsfächer größtenteils in der Lernzeit bearbeitet. Die Schülerinnen und Schüler entscheiden selbst darüber, welche Aufgaben sie wann erledigen, mit wem sie die Aufgaben bearbeiten, bei welcher Aufgabe Unterstützung nötig ist und wie sie ihre Arbeit organisieren. Dadurch, dass sich Schülerinnen und Schüler mit ihren Aufgaben nicht allein, sondern in der Gruppe beschäftigen können, besteht zudem eine erweiterte Möglichkeit der Unterstützung untereinander. Erfahrungsgemäß profitieren dadurch nicht nur die Schwächeren von den Leistungsstärkeren, sondern auch umgekehrt.
Zudem bietet die Lernzeit eine Möglichkeit der Chancengerechtigkeit, denn einige Schülerinnen und Schüler haben eben nicht das Umfeld und die Unterstützung zu Hause, um lernen zu können oder Hausaufgaben zu erledigen.
Starke Klasse in Jahrgang 5
Die „Starke Klasse“ (STK) ist ein Sozialtraining und wird halbjährlich immer im neuen Jahrgang 5 vom Schulsozialarbeiter mit einem Tutor/ einer Tutorin durchgeführt. In Absprache mit der Schulleitung und der Jahrgangsleitung kann bei Bedarf die STK ein weiteres Halbjahr durchgeführt werden.
Das Sozialtraining im Klassenverbund umfasst die fünf großen aufeinander aufbauenden Themenfelder 1. Kennenlernen und Orientierung, 2. Kommunikation in Theorie und Praxis, 3. Gewalt, 4. Gefühle und Freundschaften sowie 5. Kooperation in Theorie und Praxis.
Alle fünf Themen gliedern sich in diverse Unterthemen. Beispielweise umfasst das Thema „Gewalt“ die theoretischen Grundgerüste physischer und psychischer Gewalt und werden im Laufe der Unterrichtstunden näher ans Erlebte gerückt. So endet das Thema beispielweise in Fragen selbst erlebter Gewalt in der Schule, wie beispielweise etwaige Mobbingerfahrungen und deren Auswirkungen. Letztendlich geht es final um eine künftige präventive Herangehensweise an ähnliche Situationen. Hier werden in der Praxis auch Rollenspiele gemacht, da in Mobbingsituationen häufig Aktive, Passive und zuschauende Gewährende aufeinandertreffen und die Reflexion ebendieser Rollen in Jahrgang 5 ein wichtiger Baustein des sozialen Aufwachsens im Kontext Schule darstellen.
Durch die –freiwillige- Thematisierung der STK-Themen und dem Teilen von gemachten Erfahrungen, kann ein Gemeinschaftsgefühl entstehen, welches leistungsunabhängig ist und für viele Kinder einen neuen Blickwinkel auf Schulgemeinschaft allgemein schaffen kann. Hierdurch wird unmittelbar dem Ganztag gedient, da die grundtheoretische Annahme der STK das Credo verfolgt, dass gesunde und zufriedene Schüler gerne zur Schule kommen und sozial kohäsiver miteinander umzugehen lernen. Der Lernort soll somit ein Stück weit Lebensraum werden und dem Jahrgang einen guten Start in die neue Schulform bieten.
Wochenabschluss in Jahrgang 5-10
Der Wochenabschluss am Freitagmittag beendet die Schulwoche. Hier sollen die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, ihren Tutorinnen/Tutoren eine Rückmeldung über die Arbeit in der Lernzeit zu geben. Sie reflektieren ihr eigenes Arbeits- und Lernverhalten und melden schriftlich oder mündlich zurück, was sie in der Lernzeit in der Schulwoche erledigt haben und ob sie mit ihren Ergebnissen zufrieden sind. Gegebenenfalls kann geklärt werden, was am Arbeitsverhalten geändert werden kann, wenn die Ergebnisse nicht zufriedenstellend sind.
Außerdem kann der Wochenabschluss genutzt werden, um Lösungen für bestehende Probleme innerhalb der Klasse zu finden. Dies ist besonders wichtig, damit die Schülerinnen und Schüler „unbelastet“ ins Wochenende gehen und die nächste Schulwoche ohne Störungen beginnen kann.
Arbeitsgemeinschaften
Im Sinne einer ganzheitlichen Bildung achtet die HTS auf eine Vielfalt an außerunterrichtlichen Angeboten. Darunter sind Sport- und Bewegungseinheiten, handwerkliche und künstlerische sowie musische und kulturelle Angebote. Unterstützt werden wir hier von externen Partnern und den beiden jungen Menschen, die den Bundesfreiwilligendienst an unserer Schule absolvieren.
In der Ganztagsschule steht mehr Zeit zur Verfügung, die auch dazu genutzt werden kann, Lernabläufe anders zu organisieren. Denn als teilgebundene Ganztagsschule nutzt die HTS die Möglichkeit, dass sich Unterricht und außerunterrichtliche Angebote an einem „Ganztag“ abwechseln, d.h., dass die Arbeitsgemeinschaften am Vormittag stattfinden können und der Pflichtunterricht am Nachmittag. Dadurch wird der Schultag entzerrt und es findet ein Wechsel zwischen dem eher kognitiv geprägten Fachunterricht und außerunterrichtlichen Angeboten statt.
Zu Beginn jeden Schuljahres erhalten die Schülerinnen und Schüler eine Übersicht über alle stattfindenden AGs und wählen aus dem Angebot einen Erst- und einen Zweitwunsch aus. Dann werden sie einer AG zugeordnet, an der sie das ganze Schuljahr teilnehmen. Ein Wechsel ist nur in Ausnahmefällen möglich (z.B. bei einer Sportverletzung).
Im Schuljahr 2023/24 werden folgende AGs angeboten:
Jahrgang 5: Dance Fitness, Handball, Kreativ, Tischtennis, Theater, Italienisch, Erste Hilfe, Spiele in der Mediothek, Sport, Musik
Jahrgang 7: Informatik als Pflicht-AG für den gesamten Jahrgang
Jahrgang 5-7: Schüler helfen Schülern (Hilfe bei den LZ-Aufgaben durch Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs)
Jahrgang 9: Fitness, Judo, Italienisch, Tanzen, Mofa, Sanitätsdienst
Jahrgang 10: Soziales Engagement für die Schulgemeinschaft und in der Gemeinde
Jahrgang 5-10: Musik
Mittagspause
An den drei Tagen mit Nachmittagsunterricht und –angeboten findet eine 50-minütige Mittagspause statt. In dieser Mittagspause gibt es festgelegte Zeiten für das Mensa-Essen und darauf abgestimmte Freizeitangebote. Die Mittagspause wird von Lehrkräften, anderen pädagogischen Fachkräften und auch älteren Schülerinnen und Schülern anregend gestaltet. Hierfür stehen zahlreiche Räumlichkeiten und ein großes Außengelände zur Verfügung.
Mittagessen
Für den 5. Jahrgang findet im ersten Teil der Mittagspause an beiden Tagen des verpflichtenden Ganztagsunterrichts (Dienstag und Donnerstag) ein gemeinsames Mittagessen der einzelnen Klassen in der Mensa statt. Durch das gemeinsame Essen soll das Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden. Gleichzeitig sollen die Regeln der Tisch- und Esskultur vermittelt werden. Die Mittagsverpflegung soll so gestaltet werden, dass alle Schülerinnen und Schüler daran teilnehmen können. D.h., dass Schülerinnen und Schüler, die kein Mensaessen zu sich nehmen möchten, auch ein Mittagessen mitbringen und dieses in der Mensa verzehren können.
Alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 6-10 können sich auch zum Essen in der Mensa über das MensaMax-System anmelden und in der Mittagspause dort essen. Außerdem ist der Kiosk in der Mensa in den beiden Pausen am Vormittag und in der zweiten Hälfte der Mittagsbrücke geöffnet. Dort können Getränke, belegte Brötchen und Snacks gekauft werden.
Schulhof und Außengelände
Der Schulhof befindet sich im Wandel und wird laufend an die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler angepasst. Wir haben einen großen Bereich mit Schaukeln und Klettergerüsten mit Sand als Unterlage, der hauptsächlich von den jüngeren Jahrgängen intensiv genutzt wird. Den zweiten Bereich bilden die Tischtennisplatten, die in den Pausen oft frequentiert werden. Außerdem gibt es viel Platz zum Auspowern und zum Bewegen. Hierfür stehen verschiedene Spielgeräte zur Verfügung, die bei Mitgliedern der SV in den Pausen und in der Mittagsbrücke ausgeliehen werden können. Unsere Projekte, die gerade entstehen, sind ein Klettergerüst für die älteren Schülerinnen und Schüler und ein Schulgarten.
Außerhalb des Schulhofes stehen ein Basketballplatz, ein Kunstrasenplatz, das Stadion und die Sporthalle zur Verfügung. Diese werden von Aufsichten in der Mittagsbrücke geöffnet.
Hauptsächlich werden sie aber für den Sportunterricht, Arbeitsgemeinschaften und Wahlpflichtkurse genutzt. Das benachbarte Ihler Meer (ein Binnensee) dient den Schülerinnen und Schülern als Ort, an dem im Sportunterricht das Kanufahren und des Standup-Paddling erlernt wird.
Freizeitbereich und Forum
Bei schlechtem Wetter und in den Wintermonaten stehen in den Pausen und in der Mittagsbrücke der Freizeitbereich und das Forum als Aufenthaltsorte zur Verfügung. Im Freizeitbereich befinden sich neben dem Zimmer des Schulsozialarbeiters, dem Mediationsraum der Streitschlichter und dem Raum für die Arbeit des Schulsanitätsdienstes, viele Angebote für die Schulgemeinschaft. Wer aktiv sein möchte, findet hier einen Toberaum mit Turnmatten und Boxsack, einen Kickerraum, einen Tischtennisraum und einen Billard-/Airhockeyraum. Wer Ruhe und Entspannung sucht, kann sich in den Fluren des Freizeitbereiches oder im Forum aufhalten. Für die 10. Klassen stehen zusätzlich zwei abgeschlossene Räume mit Sofas zur Verfügung. Im Freizeitbereich befindet sich außerdem unsere Mediothek, die von einer pädagogischen Mitarbeiterin geleitet wird. Dort kann in bequemen Ecken recherchiert, in Ruhe gelesen oder gearbeitet werden. Es können auch Gesellschaftsspiele gespielt oder Aufgaben erledigt werden. Zusätzlich bietet Frau Thiedemann immer dienstags in der Mittagsbrücke angeleitete Bastel- und Kreativstunden an.
Während der Unterrichtszeiten kann der Freizeitbereich von den Lehrkräften auch als zusätzlicher Lernraum und für Gruppenarbeiten genutzt werden.